Der "Club 100" feiert im Deutschen Fußballmuseum

Ehrenamt klingt nach dem guten Geschirr, nach Hut und Weste, nach einer Zeit als es im Fernsehen nachts weiß rauschte. Ehrenamt klingt wie sehr lange her. Weshalb hippe Unternehmen lieber von "Volunteers" sprechen. Dabei bedarf es keiner Anglizismen. Etliche Beweise dafür, wie lebendig und modern das Ehrenamt tatsächlich immer noch ist, lieferte der Samstagabend im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund, wo vor 250 Gästen der Club 100 eine rauschende Party feierte. Seit 26 Jahren veranstaltet der DFB die zentrale Ehrungsfeier im deutschen Fußball.

Tommy Haeder, 2.v.l. (SV Fortschritt Lunzenau) und Jens Donat, 2.v.r. (SV Merkwitz) beim obligatorischen Gruppenfoto mit SFV-Vizepräsident Jörg Gernhardt (Mitte), DFB-Präsident Bernd Neuendorf (li.) und DFB-Vizepräsident Peter Frymuth (re.). ©Getty Images/Christof Koepsel

Im Rahmen der "Aktion Ehrenamt" wählen die Ehrenamtsbeauftragten der 264 Fußballkreise jedes Jahr mit höchster Sorgfalt jeweils einen Preisträger/Preisträgerin pro Kreis aus. Stellvertretend für die 1,7 Millionen ehrenamtlich und freiwillig Engagierten in den Amateurvereinen werden die Siegerinnen und Sieger für ihre hervorragenden Leistungen im Fußball-Ehrenamt ausgezeichnet. In Sachsen sind das jedes Jahr 13 Personen, die der SFV mit einem "Ehrenamtswochenende" ehrt. Aus den 13 Siegerinnen und Sieger werden zusätzlich noch jedes Jahr vier Ehrenamtler in den "Club 100" aufgenommen. Die zentrale Ehrungsveranstaltung fand am 11. November 2023 im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund statt.

SACHSENS CLUB 100 MITGLIEDER

Jens Donat - SV Merkwitz
Katrin Vondran - SV Schleußig 1990
Klaus Noah - SV Fortschritt Großhartau
Tommy Haeder - SV Fortschritt Lunzenau

Neben Jörg Gernhardt waren diesmal zwar nur zwei von vier sächsischen "Club-100" Mitgliedern dabei, gelohnt hat es sich aber allemal. 

Neuendorf: "Einsparungen sollen nicht das Amateurlager betreffen"

Der DFB-Präsident selbst eröffnete den Abend und weil man ja praktisch unter sich war, also ganz unter Fußballer*innen, sprach Bernd Neuendorf offen über die herausfordernde Lage. "Wir sind finanziell nicht mehr auf Rosen gebettet", sagte Neuendorf, der vor 20 Monaten das ranghöchste Amt im deutschen Fußball übernommen hatte. "Es gilt derzeit zu sanieren, wir mussten etliche Sparprogramme auflegen. Aber für uns im Präsidium war klar, dass die Einsparungen und Streichungen nicht das Amateurlager betreffen sollen." Den neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte Neuendorf an dessen ersten Arbeitstag gleich mal mit auf den Amateurfußball-Kongress genommen.

Alle im Club aufgenommenen Ehrenamtler durften in Begleitung anreisen. Pro Clubmitglied spendiert der DFB etatmäßig auch noch zwei Länderspielkarten. Dabei ist Deutschlands exklusivster Club nur eine Aktion des umfangreichen Portfolios, mit dem der DFB und die 21 Landesverbände das Ehrenamt würdigen. "Fußballhelden" heißt eine jährliche Bildungsreise nach Barcelona für junge Ehrenamtler, sprich unter 30 Jahren. Als nächste Aktion folgt Anfang Dezember ein großer Aktionstag in den Bundesligastadien.

30 Millionen Menschen engagieren sich ehrenamtlich

"Wie gut geht es einer Gesellschaft?“, fragte Bernd Neuendorf im Bühneninterview mit DFB-Kommunikationsdirektor Steffen Simon. Oft spielten bei der Suche nach einer Antwort nur Wirtschaftsindikatoren eine Rolle, bemängelte Neuendorf. "Für mich geht es einer Gesellschaft gut, wenn sich viele Menschen für die Gemeinschaft engagieren. Das macht für mich gesellschaftlichen Reichtum aus."

So schlecht kann es uns also nicht gehen, denn knapp 30 Millionen Menschen engagieren sich ehrenamtlich im Land. Im Sport allein sind es 13,5 Prozent aller Ehrenamtler, der damit den größten Bereich darstellt. Als man im Sommer die Online-Plattform für Volunteers der kommenden Europameisterschaft freischaltete, meldeten sich 10.000 Menschen, die unentgeltlich beim Turnier mitwirken wollen - in den ersten 24 Stunden. Trotz Vereinzelungstendenzen und einer teils geforderten 24/7 Berufsmentalität bleibt noch Platz fürs Miteinander. Gut so.

Frymuth: "Die EM muss dem Ehrenamt einen Schub geben"

In erster Instanz zuständig für das Ehrenamt im deutschen Fußball ist Peter Frymuth. Der ehemalige Präsident von Fortuna Düsseldorf vertritt den Bereich im DFB-Präsidium. Volle Stadien und satte TV-Quoten seien nicht genug bei der Europameisterschaft, forderte Frymuth. "Die Europameisterschaft muss auch und gerade dem Ehrenamt einen Schub geben. Dafür haben wir das DFB-Punktespiel entwickelt, mit dem unsere Vereine tolle Preise gewinnen können. Der Wettbewerb ist klasse angelaufen." Auch wer Kandidaten und Kanditatinnen für den Club 100 nominiert, kann Punkte sammeln. Ab dem 1. Januar beginnt bereits die Suche nach den Gästen für die Club 100-Feier im Jahr 2025.

FIFA-Schiedsrichter Felix ZwayerBritta Carlson aus dem Trainerstab der Frauennationalmannschaft und Sportdirektor Andreas Rettig beschlossen das Bühnenprogramm mit einer Talkrunde, bei der es auch um den VAR, die Olympiaqualifikation und den Kölner Karneval ging. Denn der Samstagabend war eben auch der 11.11. und damit Sessionsbeginn. Und Weltmeisterkapitän Philipp Lahm, der sich per Videobotschaft beim Ehrenamt bedankte, hatte auch noch Geburtstag.

Gründe genug also, mit einem Bierchen oder einem kühlen Wasser auf das Ehrenamt anzustoßen. Genauso machte man es denn im Club 100. Und Torte gab’s auch noch.

Von DFB