Ralf Minge besucht JVA Waldheim

Es war nicht der erste Besuch von Ralf Minge in Waldheim. 1985 bestritt der frühere Nationalspieler ein Freundschaftsspiel gegen den Bezirksligisten SG Dynamo Waldheim. 31 Jahre später kehrte er nun zurück.

Ralf Minge im Gespräch mit den Insassen. (Carsten Kobow)

Ralf Minge (2.v.r.) und SFV-Vizepräsident Jörg Gernhardt (r.) mit JVA-Leiter Harry Kempf (l.) und Tobias Wrzesinski, stv. Geschäftsführer der Sepp-Herberger-Stiftung.

Dass Fußball in vielen Bereichen unserer Gesellschaft eine nicht nur untergeordnete Rolle spielt, ist bekannt und bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung mehr. Erwähnenswert ist aber der Umstand, dass Fußball auch in schwierigen Lebenslagen eine bedeutende Rolle spielt und beispielsweise mit dazu beitragen kann, den Alltag in einer JVA positiv zu gestalten. Diesen Ansatz verfolgt seit ihrer Gründung die DFB Stiftung Sepp Herberger und stattet regelmäßig verschiedenen Justizvollzugsanstalten in unserem Land Besuche ab.

Es war nicht der erste Besuch von Ralf Minge im sächsischen Waldheim. Im Jahre 1985 bestritt der frühere Mittelstürmer (36 A-Länderspiele) mit der Nationalmannschaft der DDR hier ein Freundschaftsspiel gegen den Bezirksligisten SG Dynamo Waldheim. Am Ende hieß es in diesem ungleichen Duell 10:1 für die Nationalmannschaft. 31 Jahre später war Minge wieder in der rund 9.000 Einwohner zählenden Kleinstadt in Mittelsachsen zu Gast. Auch diesmal führte ihn der Fußball hierher.

Der Sportmanager der SG Dynamo Dresden besuchte im Auftrag der Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußball-Bundes die Justizvollzugsanstalt (JVA). Die Einrichtung feiert in diesem Jahr ihr 300-jähriges Jubiläum. „Wir sind die älteste, dauerhaft in Betrieb befindliche Haftanstalt in Deutschland“, erklärte Harry Kempf, der die 408 Haftplätze zählende Vollzugseinrichtung leitet.

Der Sport hat auch in der JVA Waldheim eine große Bedeutung. Zu DDR-Zeiten waren nahezu alle Spieler der SG Dynamo Waldheim hier als Mitarbeiter beschäftigt. Heute organisiert Steffen Fichte mit seinen Kollegen ein umfangreiches Sportangebot: „Wir bieten jeden Tag verschiedene Sportmöglichkeiten an. Am liebsten spielen die Inhaftierten Fußball. Beim Mannschaftssport werden Eigenschaften gefördert, die für die spätere Wiedereingliederung der Insassen in die Gesellschaft wichtig sind.“ Dass der Sport in der JVA Waldheim eine große Rolle spielt, war für alle Besucher offenkundig. „Es ist sehr beeindruckend, mit welch großem, teileweise auch ehrenamtlichen, Engagement die verantwortlichen Beamten den Fußball hinter den Mauern organisieren. Dieser Besuch ist mit Sicherheit die Basis einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Verband, die eventuell auch mit einem Besuch des DFB-Mobils fortgesetzt werdn könnte“, erklärte SFV-Vizepräsident Jörg Gernhardt nach dem Austausch.

Minge: „Mir war es wichtig hierher zu kommen!“


Zum 300-jährigen Jubiläum wurde eigens ein Fußballturnier organisiert. Die einzelnen Hafthäuser traten gegeneinander an. Beim Besuch von Ralf Minge stand das Endspiel an: Haus 1 gegen Haus 2. Am Ende setzten sich die Spieler aus Haus 2 mit 4:2 durch. Der frühere DFB-Trainer Minge war vom sportlichen Niveau angetan: „Es war ein spannendes und äußerst faires Finale.“

Bei der Siegerehrung überreichte Minge Bälle und Trikots an die Aktiven und berichtete den rund 360 Inhaftierten über die aktuelle Situation beim Zweitligisten in der sächsischen Landeshauptstadt. Minge nahm sich viel Zeit an diesem Tag, berichtete über den Stand der Vorbereitung und das anstehende DFB-Pokalspiel gegen RB Leipzig und erfüllte zahlreiche Autogrammwünsche. „Mir war es wichtig, heute für die Sepp-Herberger-Stiftung hierher zu kommen und mit den Inhaftierten zu sprechen“, betonte der Ex-Nationalspieler.

Minge war nicht der erste Repräsentant Deutschlands ältester Fußballstiftung, der die Einrichtung besuchte. „Fritz Walter und auch Horst Eckel waren vor einigen Jahren bereits bei uns zu Besuch“, erzählte Harry Kempf. „Solche Besuche sind für uns ganz besondere Ereignisse und bleiben unvergessen.“ So hatte es Sepp Herberger sich einst gewünscht.

Von Resozialisierung