Entwicklung der Sportschule Egidius Braun

Im Jahr 1958 wurde die BSG Rotation Leipzig 1950 durch den Zusammenschluss zweier Vereine gegründet. Eine feste Spielstätte für die Fußballer gab es jedoch nicht. Unter Leitung von Heinz Schöbel, dem Direktor mehrerer Leipziger Buchverlage, gab es verschiedene Überlegungen diesen Zustand zu ändern. Seit Beginn der Beratungen 1956 war die wichtigste Frage nach einem passenden, freistehenden Gelände. Dieses zeigte sich auf einer Fläche im Abtnaundorfer Park. Ein schwieriges Unterfangen, denn Mittel standen nicht bereit und das Gelände war schwer zu erschließen. Als Überflutungsgebiet für die Parthe wurde es bis zum I. Weltkrieg auch als Sandgrube genutzt. Danach diente es als Müll- und Schuttgrube. Bauschutt aus Kriegsruinen wurden nach dem II. Weltkrieg angefahren und zu einer Halde aufgeschüttet. Die Angaben zur tatsächlichen Höhe schwanken zwischen 20 Metern und 40 Metern.

Am 11. Januar 1958 wurde vom Bezirksvorstand des DTSB beschlossen, das Gelände dem Fachbuchverlag und der BSG Rotation 1950 zu übergeben und einen Nutzungsvertrag zum 1. April 1958 abgeschlossen. An diesem Tag fand auch der erste Arbeitseinsatz mit Freiwilligen aus den Betrieben der BSG statt. Der notwendige Aufwand für den „Sportpark“ wurde auf 3,1 Millionen beziffert. Mit großer Überzeugungsarbeit ging die Gruppe um Heinz Schöbel, später IOC-Mitglied, ans Werk, um die Menschen von der Notwendigkeit der freiwilligen Tätigkeit im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks (NAW) zu überzeugen. Nur mit Schippe und Muskelkraft allein war das Vorhaben aber nicht zu realisieren. Auch viele Betriebe mussten gewonnen werden, um Technik kostenlos bereitzustellen. Allein das Abtragen der Schutthalde dauerte mehrere Monate.

Siegried Fettke, Oberligaspieler des SC Rotation Leipzig, stellte sich als Vermessungstechniker zur Verfügung. Bis Oktober 1959 konnten so die Umrisse des Sportparks mit den Rasenplätzen gestaltet werden. Wieviel Schweiß dafür geflossen ist, lässt sich nicht mehr abschätzen. Trotz aller Bemühungen war die Schippe das Hauptwerkzeug der Freiwilligen und der Ablauf gestaltete sich holprig. Bei der Koordinierung der vielen zu bewältigenden Aufgaben gab es immer wieder Schwierigkeiten und das notwendige Material fehlte oft. Der ursprünglich für Herbst 1962 vorgesehene Spielbetriebsbeginn konnte nicht eingehalten werden.

Trotz aller Hindernisse fand am 16. September 1964 das erste Punktspiel der BSG Rotation Leipzig gegen die BSG Aktivist Espenhain in der Bezirksliga Leipzig statt. Zwar waren der erforderliche Rasenplatz und die Umkleideräume fertig, bis zur endgültigen Fertigstellung waren aber noch umfangreiche Arbeiten zu erbringen. Vor allem das Sportgebäude war eine schwierige Aufgabe, die ausgebildete Fachkräfte erforderte. Erst am 11. Dezember 1966 erfolgte die Übergabe des „Sportpark Nordost“ – so der offizielle Titel – mit drei Rasenplätzen und einem Hartplatz an den Verein. Der Hauptplatz verfügte über Traversen für bis zu 15.000 Zuschauer und schloss an das Klubhaus an. Im Erdgeschoss befanden sich drei Klubräume sowie eine Gaststätte für 120 Personen, in der ersten Etage fanden 13 Zweibettzimmer Platz.

Insgesamt waren 35 Betriebe im Einsatz, die die Arbeiten außerhalb der Planaufgaben erbrachten. Der lange Bauablauf war auch von den Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung und dem Einsatz von Nichtfachkräften geschuldet. Ungefähr 260.000 Stunden freiwilliger Arbeit wurden erbracht

In einem Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 15. September 1964 wurde erstmals bereits erwähnt, dass die Nationalmannschaft der DDR ihre Trainingsstätte im Sportpark aufschlagen will – eine Nachricht, die für die BSG Rotation 1950 weitreichende Folgen haben sollte. Während einer Beratung des DTSB Bundesvorstand zur Steigerung der Fußball-Leistungen im Dezember 1975 rückte dieses Vorhaben wieder in den Fokus. Obwohl schon 1966 zwischen dem DFV der DDR und der BSG Rotation 1950 ein Vertrag über die Nutzung der Plätze abgeschlossen wurde, passierte bis dahin von Seiten des DFV nicht viel. Erst die am 15. Mai 1976 geschlossene Vereinbarung (Wirkung zum 1. September 1976) griff tief in die Rechte des Vereins und seiner Mitglieder ein. Sie beinhaltete, dass die BSG Eigentümer des Geländes bleibt, dieses auch nutzen kann und an den DTSB als zentrale Ausbildungseinrichtung vermietet. Das gesamte Personal wurde dem DTSB und dessen Direktor unterstellt, die Unterhaltung und Werteerhaltung der Anlage oblag dem DTSB. Diese Vereinbarung galt vorerst für drei Jahre, verlängerte sich jährlich aber automatisch.

Da die Vereinsmitglieder in diesen Prozess nicht einbezogen wurden, kam es zu großen Unstimmigkeiten bis hin zur offenen Ablehnung. Dass diese nicht ganz unbegründet war, zeigte sich am 9. August 1978, als beschlossen wurde, dass die BSG Rotation 1950 das Gelände zu verlassen hat. Der Widerstand des Vereins, seiner Sportler und Funktionäre war groß bis hin zu Eingaben einzelner Personen an die Staats – und Parteiorgane, genannt sei nur Dr. Rolf Beyer. Der Erfolg blieb aus, am 19. März 1979 zogen die Fußballer in das Stadion des Friedens um. Für die BSG war das ein enormer Einschnitt, viele Sportler und Funktionäre hörten auf. Allerdings wurde, für die Verhältnisse in der DDR eher unüblich, eine finanzielle Entschädigung für den Verein erzielt. Der genaue Betrag wurde nicht genannt, das Objekt hatte insgesamt Kosten in Höhe von 3,75 Millionen verursacht.

Bauverlauf

Neben den Nationalmannschaften der DDR trainierten Sportler aus Vietnam, Algerien, Bulgarien und Mexiko in Leipzig.

Die Sportschule nach 1990

In Vorbereitung auf das innerdeutsche Länderspiels DDR gegen BRD im November 1990 lotste Hans-Georg Moldenhauer den damaligen DFB-Präsidenten Herrmann Neuberger an die Sportschule Leipzig. Dieser erkannte sofort das Potential der Anlage uns sah vor, das gesamte Gelände für den Fußball zu sichern.

Währenddessen zog sich der DTSB vollkommen zurück und überließ den Sportpark Nordost und damit auch die Beschäftigten ihrem Schicksal. Der am 06.10.1990 gegründete SFV verfügte jedoch nicht über die Voraussetzungen, um die Geschäfte zu übernehmen. Der DFB brachte den NOFV als Regionalverband ins Rennen und positionierte sich selber finanziell.

Im Sommer des Jahres 1991 konnte endlich der Pachtvertrag zwischen dem NOFV und der Stadt Leipzig geschlossen werden. Bei der Öffnung des Sportparks für den Breitensport wurden die Probleme der Einrichtung deutlich. Ohne Sanitärräume war auf Dauer kein Betrieb möglich. Es stellte sich jedoch heraus, dass Fördermittel aus dem Kultusministerium Sachsens für den Pächter NOFV in Berlin nicht zu erlangen waren. Mit viel Mut stürzte sich der SFV in das Abenteuer und trat an Stelle des NOFV in den Pachtvertrag mit der Stadt Leipzig ein. Der DFB war ein verlässlicher Partner und unterstützte im Rahmen seiner Möglichkeiten. So konnte 1996 an der vorderen Giebelseite der Halle ein Anbau mit Umkleideräumen, Duschen und Toiletten zur Nutzung errichtet werden.

Im Januar des Jahres 2000 kam es zu einem gewaltigem Fortschritt: Zum 100. Geburtstag des DFB, der in Leipzig gegründet wurde, konnten die Spitzenfunktionäre der FIFA, UEFA und Politk die Fertigstellung der folgenden Bereiche bestaunen:

  • Hotelaufstockung um eine Etage
  • Anbau an der rechten Giebelseite des Hotels, vom Keller bis zur 2. Etage, mit Sauna, Entspannungsbecken, Pool, neuen Medizinräumen, mehreren Ausbildungsräumen, Küche , überdachter Terrasse
  • Giebelanbau an der Halle wurde komplettiert, ein neuer Kunstrasen wurde verlegt
  • In der Halle wurden Dach, Heizung und Beleuchtung, im Außengebiet ein neuer Kunstrasenplatz mit Flutlicht aufgebaut

Am 21.09.2001 erhielt die SFV-Sportschule den Namen Egidius Braun, zu Ehren des ehemaligen DFB-Präsidenten und seiner außerordentlichen Verdienste um den den Ostfußball.

2006 trainierten anlässlich der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland die Nationalmannschaften von Griechenland, Südkorea und Argentinien auf dem Gelände der SFV-Sportschule in Abtnaundorf.