eFootball-Champion Marcel Gramann im Interview

Nach dem Gewinn der SFV-Landesverbands-Trophy am 5. Februar blieb Marcel Gramann nicht viel Zeit zum Feiern. Die „eChampions League“ in London, das Zocker-Pendant zum fast gleichnamigen Fußballwettbewerb, stand vor der Tür - und der Dresdner war dort als Coach voll eingespannt.

Marcel Gramann spielt für den FSV Zwickau. Das allerdings nicht auf dem Platz in der 3. Liga, sondern virtuell an der Konsole. © privat

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland konnten wir den Spieler des FSV Zwickau nun zur Pokalübergabe in seiner Heimatstadt Dresden treffen und ihm auch ein paar Fragen stellen.

Marcel, zunächst Glückwunsch zum Gewinn der SFV-Landesverbands-Trophy. Du hast es ja quasi im dritten Anlauf geschafft, da du ja auch in den letzten beiden Jahren schon im Final-Four dabei warst. Hat das mental einen Unterschied für dich gemacht oder spielte das gar keine Rolle?

Ja, doch, schon. Ich war immer sehr enttäuscht, als ich sie nicht gewonnen hab - weil das was Regionales ist und man im Vergleich zu den ganz großen Turnieren als Favorit - und mit Siegesambitionen - reingehen kann. Deshalb war natürlich auch jedes Jahr das Ziel den Pokal zu holen. Umso mehr habe ich mich auch diesmal wieder auf das Final-Four-Turnier gefreut, mehr Druck habe ich mir aber nicht gemacht. Die Vorbereitung war sehr fokussiert, um den kleinen Fluch zu besiegen.

Macht es dabei für dich einen Unterschied, dass es ja eigentlich ein Teamwettbewerb ist – und deine primäre Aufgabe ja grundsätzlich war, für den FSV Zwickau die Qualifikation für den DFB-ePokal zu sichern?

Auch das hat den Druck eigentlich nicht erhöht. Meine Teamkollegen haben ja auch alle am Pokal teilgenommen und hätten die Chance gehabt, das Ding zu gewinnen. Im Gegenteil habe ich sogar sehr viel Unterstützung und Support bekommen. Wenn ich zum Beispiel Trainingsgegner brauchte, waren sie für mich da. Den größten Druck mache ich mir eigentlich immer selbst, aber das brauche ich auch, um die letzten Prozente rauszukitzeln.

Du hast ja inzwischen auch schon einige Erfahrungen sammeln können. Wann hast du denn eigentlich begonnen, wirklich kompetitiv FIFA zu spielen?

2019 habe ich begonnen, die ersten Turniere in der Region zu spielen und bin ja auch schon seit April 2020 beim FSV Zwickau. Insgesamt geht es also jetzt schon circa vier Jahre, da hat man schon das eine oder andere On- und Offline-Turnier mitgespielt. Dadurch hat man natürlich auch gewisse Erfahrungen und weiß, wie man mit Situationen umgehen muss. Bestes Beispiel war ja die rote Karte dieses Jahr im Final-Four - wo man dann jetzt einfach mal tief durchatmet und das dann leichter handeln kann.

Was ist generell dein Eindruck, wie sich das Niveau des eFootball in Sachsen in dieser Zeit entwickelt hat? Sowohl strukturell als auch von der Spielerqualität her.

Man merkt auf jeden Fall, dass es da immer weiter voran geht und dass das Interesse an sich auch immer größer wird. Ich sehe es ja auch an meinen Follower-Zahlen auf Social-Media oder an der Zahl der Nachrichten, dass immer mehr Interesse da ist. Und die Qualität der Spieler steigt auf jeden Fall auch immer mehr. Man merkt, dass junge Spieler nachkommen. Mein Teamkollege Cedric, als Beispiel, war letztes Jahr unter den 32 besten Spielern beim Grand Final der Virtuellen Bundesliga. Das zeigt auf jeden Fall, dass hier in Sachsen Qualität da ist und in Sachen FIFA, auch wenn es ein kleineres Bundesland ist, einiges geht.

Apropos andere Bundesländer: nun seid ihr ja mit Zwickau in der Hauptrunde des DFB-ePokal dabei. Wenn du mit deiner Szenekenntnis von draußen neutral drauf schaust, wie bewertest du eure Chancen, dort mit den Teams der Virtuellen Bundesliga mitzuhalten?

Ich finde, man kann das ganz gut mit dem normalen DFB-Pokal vergleichen, dass da alles passieren kann und es eigene Gesetze gibt. Es ist dann eben ein Tag, an dem alles stimmen muss. Und natürlich ist es auch ein wenig vom Los abhängig, weil es einen Riesenunterschied macht, ob man z.B. gegen RB Leipzig spielt oder ein Team aus dem unteren Bereich der VBL. Grundsätzlich finde ich aber, dass jeder Gegner schlagbar ist und ein Weiterkommen schon möglich ist.

Von Chris Rohde