Unsere Fairness endet nicht am Spielfeldrand!

Der noch junge Leipziger Verein JFV Neuseenland e.V. stellt sich einem herausfordernden Thema - und weckt großes Interesse. Die Online-Schulung "Diskriminierung im Sport begegnen" von LSB und SFV war somit ein voller Erfolg.

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Vor knapp einem Jahr gründeten die Kickers 94 Markkleeberg und der SV Eintracht Leipzig-Süd den Jugendförderverein Neuseenland e.V. Seitdem ist viel passiert. Auch der JFV kämpft sich wie alle anderen sächsischen Vereine durch den pandemiebedingten Lockdown. Neben dem Sieg bei der sächsischen Landesverbandstrophy im eFootball, wurden beim JFV nun auch zwei Online-Schulungen zum Thema "Diskriminierung im Sport begegnen" durchgeführt. 

In zwei aufeinanderfolgenden Seminaren griffen die Referentinnen und Referenten des Landessportbundes Sachsen und des Sächsischen Fußball-Verbandes die Thematik interaktiv und offen auf, beantworteten viele Fragen und diskutierten intensiv und konstruktiv mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Darunter waren Trainer und Verantwortliche des Jugendfördervereins und seiner beiden Stammvereine. Neben den theoretischen Aspekten und der Vorstellung von Handlungsoptionen wurden in Gruppenarbeiten vor allem praxisnahe Fallbeispiele diskutiert.

Für 2021 sind nun auch weitere Termine koordiniert und in unserem Veranstaltungskalender eingebaut. Die Anmeldung läuft also, nach unserer Kenntnis, ab sofort, unverzüglich! 

Online

25.02. – Umgang bei Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen (für SchiedsrichterInnen)

11.03. – Umgang mit Konflikten

19.03. – Umgang mit Konflikten

Präsenz

22.04. – Diskriminierung im Sport begegnen (Flöha)

01.06. – Diskriminierung im Sport begegnen (Leipzig)

17.06. – Umgang mit Konflikten (Leipzig)

04.11. – Diskiminierung im Sport begegnen (Dresden)

 

Neben den Informationen zu unseren Schulungsangeboten, haben wir auch noch einmal mit dem Vorstandsmitglied und Nachwuchskoordinator des JFV Neuseenland Sebastian Seyffert über das Thema Diskriminierung im Sport gesprochen:

Sebastian Seyffert, Sie sind Vorstandsmitglied und Nachwuchskoordinator des JFV Neuseenland. Unsere Online-Schulungen zu diesem sensiblen Thema fanden Ende Januar bei Ihnen im Verein statt. Warum?

Der JFV Neuseenland ist ein spannendes Projekt, bei dem sich zwei große Vereine der Region aufeinander zubewegt und einen gemeinsamen Weg eingeschlagen haben. Im JFV stellen Kickers 94 Markkleeberg und der SV Eintracht Leipzig-Süd alle Teams ab der U 14, perspektivisch ab der U 13, gemeinsam auf. Dabei ist es uns allen nicht nur wichtig attraktiven Nachwuchsfußball, losgelöst vom reinen Fokus auf das erste Herrenteam anzubieten, sondern neben dem leistungsorientierten Sport auch Breitensport im Fokus zu haben und SpielerInnen zu integrieren. Wir wollen keine SportlerInnen aussortieren, weil sie aktuell oder perspektivisch zu klein, langsam, etc. sind, sondern allen eine Möglichkeit zum Fußball spielen bieten, unabhängig von physischen oder psychischen Faktoren. Dies sichern wir mit unseren hochqualifizierten Trainern und legen dabei nicht nur Wert auf die sportlichen Komponenten sondern berücksichtigen auch soziale und gesellschaftliche Themen wie z.B. Kinderschutz und eben auch Diskriminierung im Sport.

Warum war Ihnen das Thema so wichtig?

Wir wollen gemeinsam mit den SportlerInnen an ihren persönlichen Wünschen und Zielen im Fußball arbeiten und dabei im ersten Schritt unsere Trainer mit dem Thema Diskriminierung konfrontieren. Hierbei gibt es viele Arten und Formen, welche wir mittels der vom SFV und LSB organisierten und durchgeführten zwei Workshops, gemeinsam erarbeitet haben. Wir stehen für eine breite und starke Gesellschaft sowie die Integration von Kindern und Jugendlichen mittels Sport. Dies bringt Herausforderungen mit sich, vor allem für Trainer und Funktionäre, sodass dieses Thema von Anfang an für den JFV, und auch in den beiden Stammvereinen sehr wichtig war, und bleiben wird.

Wie war das Feedback in ihrem Verein? Was haben sich die Teilnehmer mitnehmen können?

Aus meiner Sicht war es ein erster sehr wichtiger Schritt, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und sich selbst zu reflektieren. Das Auseinandersetzen mit der Definition der Diskriminierung sowie die Erkenntnis, dass vermutlich jeder schon einmal bewusst oder unbewusst jemanden diskriminiert hat, hat vielen während der Workshops das Bewusstsein geschärft. Die gut dargestellten Fallbeispiele vermittelten Sicherheit, um zukünftig in solchen Situationen richtig zu handeln. Das Feedback der Teilnehmer war durchweg positiv: 

Conrad Bremme, Trainer der JFV C2-Jugend und organisatorischer Leiter im JFV: "In aller erster Linie hat mir das Seminar geholfen, intensiver über das Thema Diskriminierung im Zuge meiner Vereinsarbeit nachzudenken. Ich nehme außerdem mit, dass es ein breites Netzwerk an Menschen gibt, die bereit sind, anderen zu helfen, um mit Diskriminierung im Sport umzugehen und ich weiß jetzt, an wen ich mich im Notfall wenden kann. Eine weitere wesentliche Erkenntnis des Seminars ist außerdem die von den Referenten gelebte interaktive und spielerische Prävention, welche gezeigt hat, wie man auch innerhalb des eigenen Vereins mit einem derart sensiblen Thema umgehen kann.“

Steffen Katens, Trainer der Eintracht Leipzig-Süd D1-Jugend: "Für mich war es gut zu sehen, dass nicht alles gleich Diskriminierung ist. Und dass man auch dabei beide Seiten sehen bzw. anhören sollte.“

Nick Keppler, Trainer der Kickers 94 Markkleeberg D1-Jugend: "Es ist grundsätzlich immer wichtig, über solche Themen wie Diskriminierung aufzuklären und zu informieren. Mich hat der Workshop dazu gebracht, mich und meine eigene Verhaltensweisen zu reflektieren und gegebenenfalls zu verbessern. Außerdem ist es mir jetzt möglich, besser mit Diskriminierungsfällen umzugehen und diese einzuordnen.“

An welcher Stelle möchte der JFV beim Thema Diskriminierung weiterarbeiten?

Wir haben uns bereits intern die Frage gestellt, wie das Thema Diskriminierung, ähnlich dem Kinderschutz, nachhaltig im Verein verankert werden kann. Zweiteres haben wir in einem klaren Kinderschutz-Konzept aufgearbeitet. Im Nachgang sind wir mit dem SV Lindenau in Kontakt getreten, welcher von der Workshop Leitung als Best Practice genannt wurde. Ein Erfahrungsaustausch fand statt. Darüber hinaus haben wir den Kontakt zum IVF Leipzig gesucht. Eine mögliche Kooperation mit dem IVF Leipzig ist ein sehr guter Ansatz, damit wir durch Workshops mit unseren Teams und Trainern das Thema Diskriminierung nachhaltig weiterverfolgen können.

Inwieweit implementieren Sie die SFV-Meldekette bei diskriminierenden Vorfällen in Ihrem Verein?

Wir haben eine Meldekette bzw. einen Prozess im Kinderschutzkonzept beschrieben. Dies werden wir in ähnlicher Form auch bei Fällen der Diskriminierung umsetzen. Ziel ist es, einen konkreten Ansprechpartner für Diskriminierung im JFV sowie den Stammvereinen zu haben. Hier können die meisten internen Themen zentralisiert und intern gelöst werden. Größere Vorfälle, welche es in der Vergangenheit nicht gab, sowie vereinsübergreifende Themen werden wir in enger Zusammenarbeit mit den richtigen Ansprechpartnern beim LSB und SFV angehen.

 

Von Luise Böttger