„Lagebild Amateurfußball“: Spielabbrüche auf niedrigstem Stand seit vier Jahren 

Von rund 1,2 Millionen Fußballspielen mit abgeschlossenem Spielbericht in Deutschland waren in der Saison 2024/2025 0,06 Prozent von einem Abbruch betroffen. Das Ergab der 11. Lagebericht des Amateurfußballs vom DFB. In Sachsen mussten die Schiedsrichter bei 0,02 Prozent der Spiele zum letzten Mittel greifen.

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Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vermeldet im zweiten Jahr in Folge einen Rückgang an Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen auf den Sportplätzen in Deutschland. In der Saison 2024/2025 wurden 829 gewalt- oder diskriminierungsbedingte Spielabbrüche im organisierten Spielbetrieb registriert. Das sind neun Prozent weniger als im Vorjahr und bedeutet den niedrigsten Stand seit Ende der Corona-Pandemie vor vier Jahren. Bezogen auf die Gesamtzahl von rund 1,286 Millionen Partien mit abgeschlossenen Spielbericht waren 0,06 Prozent der Spiele von einem Abbruch betroffen.

Sachsen unter Bundesschnitt

Bei 46.100 Spielen mit elektronischen Spielbericht wurden im Freistaat in der letzten Saison 9 Spiele abgebrochen. Das entspricht einem prozentualem Anteil von 0,02 Prozent. Damit bewegt sich Sachsen seit vielen Jahren auf einem konstanten Niveau. Im Herrenbereich mussten drei Spiele abgebrochen werden, im Jugendbereich sechs und im Frauen- & Mädchenbereich keins. Bei insgesamt 127 Spielen wurde ein Gewalt- oder Diskriminierungsvorfall gemeldet. Als Geschädigte werden am häufigsten Spielerinnen/Spieler genannt, gefolgt von Schiedsrichterinnen/Schiedsrichtern.

Situation in Deutschland

Bei 3.494 Spielen wurde in der vergangenen Saison ein Gewaltvorfall über die Schiedsrichter*innen und elektronischen Spielberichte erfasst – ein Minus von sechs Prozent im Vergleich zum Jahr zuvor. Auch die Diskriminierungsvorfälle sind leicht zurückgegangen (-3,1 Prozent). Das geht aus dem “Lagebild Amateurfußball” hervor, dass der DFB zum elften Mal erhoben hat. Der Anteil der Partien mit gemeldeten Gewalt- oder Diskriminierungsvorkommnissen ist auf 0,43 Prozent gesunken (2023/2024: 0,45 Prozent). Auch das ist der geringste Wert seit 2021. 

Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure und Leiter der AG Gewaltprävention, sagt: „Die Richtung stimmt, die Anzahl der Vorfälle sinkt weiterhin, leider nur in kleinen Schritten. Deshalb dürfen wir alle im Fußball in unserem Wirken nicht nachlassen, um für einen respektvollen und freundlichen Umgang auf und neben dem Platz zu sorgen. Es bleibt dabei, jeder einzelne Vorfall ist einer zu viel. Wir möchten alle aufrufen, auch künftig Vorfälle zu melden, gerade bei Diskriminierungen.“ 

Seit der Saison 2014/2015 lässt der DFB jährlich auf Grundlage der Spielberichte der Schiedsrichter*innen ermitteln, wie es mit Blick auf Gewalt und Diskriminierung um die Lage des Amateurfußballs in Deutschland bestellt ist. Vorfälle können rund um ein Spiel beim Schiri oder im Anschluss bei der jeweiligen Anlaufstelle für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle des zuständigen Landesverbandes gemeldet werden. Spielabbrüche sind ohnehin zu erfassen, um anschließend sportgerichtlich aufgearbeitet zu werden. 

Die Zahl der Geschädigten ging insgesamt um fünf Prozent zurück (von 6710 auf 6372), besonders deutlich bei Zuschauer*innen (−13,9 Prozent) und Schiedsrichter*innen (−7,0 Prozent). Es gab insgesamt fünf Prozent weniger Beschuldigte (von 6.886 auf 6.535), die größte Gruppe sind dabei die Spieler*innen (3220). 

Erste Saison mit "Kapitänsregel" und „DFB-STOPP-Konzept“ 

Die abgelaufene Saison 2024/2025 war die erste, in der die Kapitänsregel sowie das DFB-STOPP-Konzept im gesamten deutschen Amateurfußball zur Anwendung gekommen sind. Sie sind als zentrale Maßnahmen zur Gewaltprävention an der Basis angekommen und erhalten positives Feedback, das unterstreichen aktuelle Umfrage-Resultate aus dem Amateurfußball-Barometer des DFB. 

„Die ersten Ergebnisse sind ermutigend. Die neuen Regelungen funktionieren und haben schon im ersten Jahr dazu beigetragen, das Miteinander auf dem Platz ein Stück zu verbessern und Eskalationen möglichst frühzeitig einzudämmen“, sagt Ronny Zimmermann, der im DFB-Präsidium die Verantwortung für das Schiedsrichterwesen trägt: „Wir werden die Erkenntnisse aus der ersten Saison gemeinsam mit den Landesverbänden auswerten und die Maßnahmen konsequent weiter schulen und weiterentwickeln.” 

An der Umfrage im Amateurfußball-Barometer nahmen mehr als 5000 Personen aus Amateurvereinen teil. 93 Prozent der Befragten erachten die Kapitänsregel als sinnvoll, 88 Prozent das DFB-STOPP-Konzept. Im Vergleich zu 2023, als der DFB gerade das Jahr der Schiris startete, nehmen aktive Schiris von allen Seiten eine gestiegene Wertschätzung wahr. Sie fühlen sich mehr gesehen (plus 10 Prozent zu 2023) und eingebundener in das Vereinsleben (plus 7 Prozent).

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Lagebild in Deutschland

In der Saison 2018/2019 fanden rund 1,5 Millionen Fußballspiele in Deutschland statt. 87,2 Prozent (Saison 2017/2018: 85,4 Prozent) oder in Zahlen 1.305.136 Spiele konnten über den Spielbericht des Schiedsrichters erfasst und ausgewertet werden. 0,05 Prozent (685) der Spiele wurden wegen einer Störung abgebrochen. Die Schiedsrichter melden im Onlinebericht auch Gewalt- oder Diskriminierungsvorfälle, die nicht zu einem Spielabbruch führten. Bei 0,48 Prozent (6.291) der Spiele meldeten die Schiedsrichter eine Störung: bei 0,31 Prozent (3.987) der Spiele wegen einer Gewalthandlung, bei 0,21 Prozent (2,725) der Spiele wegen einer Diskriminierung. Für einige Spiele meldeten die Schiedsrichter sowohl einen Gewalt- als auch einen Diskriminierungsvorfall, weshalb die Addition der beiden Varianten höher liegt als die genannten 6.291 Spiele mit einem Störungsfall. Bei den meisten nicht-gemeldeten Spielen handelt es sich um Paarungen im Bambini- bzw. Juniorenbereich.

Als Gewalthandlung werden Vorkommnisse gemeldet, bei denen ein Beschuldigter einen Geschädigten körperlich angreift - beispielsweise durch Schlagen, Treten oder Spucken. Auch Versuche sind zu melden. Eine Diskriminierung liegt vor, wenn die Menschenwürde einer Person oder Gruppe verletzt wird. Dieser Fall liegt vor, wenn eine Person oder Gruppe durch eine herabwürdigende Äußerung, Geste oder Handlung in Bezug auf die Hautfarbe, Sprache, Herkunft, Religion, sexuelle Identität, das Geschlecht oder Alter in der Würde verletzt wird.

"Gewalt gegen Schiedsrichter ist absolut inakzeptabel"

In der Saison 2018/2019 kam es zu 2.906 Angriffen auf Schiedsrichter (2017/2018: 2.866). Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsident Schiedsrichter, sagt zu dieser Entwicklung: "Wir müssen erstmals einen leichten Anstieg von Fällen verzeichnen, bei denen Schiedsrichter angegriffen wurden. Und das, obwohl gegenüber der Vorsaison knapp 50.000 Spiele weniger absolviert wurden. Soziale Konflikte brechen hier auf dem Fußballplatz durch. In der Gesellschaft müssen wir insgesamt registrieren, dass vermehrt Ordnungsinstanzen angegriffen werden, man denke etwa an Rettungskräfte oder Polizeibeamte."

Obwohl gesellschaftliche Ursachen die leicht angestiegene Gewalt gegen Schiedsrichter bewirken könnten, will Zimmermann den Fußball nicht aus der Verantwortung nehmen. "Gewalt gegen Schiedsrichter, Spieler oder wen auch immer ist absolut inakzeptabel. Gegen jeden Täter muss konsequent gehandelt und im Schuldfall streng geurteilt werden. Und wir dürfen nicht nachlassen, gemeinsam mit Vereinen, Landesverbänden und Kreisen darüber nachzudenken, wie wir unsere Schiedsrichter noch besser schützen können."

[arab/dfb]

Von Spielbetrieb