Sepp-Herberger-Urkunde für SV Pesterwitz

Am heutigen Freitag wird dem SV Pesterwitz die Sepp-Herberger-Urkunde in der Kategorie Sozialwerk verliehen. Der Verein engagiert sich aufopferungsvoll für zwei erkrankte Mitglieder.

Um Kenny und Ricky zu helfen, rief der SV Pesterwitz zu einem Spenden- und Registrierungstag auf. (privat)

Im Mannheimer Rosengarten werden an diesem Freitag (15.04.2016) die Sepp-Herberger-Urkunden 2016 verliehen. Insgesamt dreizehn Fußballvereine erhalten in den Kategorien Behindertenfußball, Resozialisierung, Schule und Verein, Fußball Digital sowie Sozialwerk die mit Geld- und Sachpreisen in einer Gesamthöhe von 58.000 Euro dotierten Auszeichnungen. Den Sonderpreis in der Kategorie Sozialwerk erhält der SV Pesterwitz aus Sachsen. Der freie Journalist Rainer Kalb stellt den Preisträger vor.

Es ist zwar keine einmalige oder beispiellose Aktion, die der SV Pesterwitz aus Sachsen da unternommen hat, aber doch eine, die zeigt, was der Fußball an der sogenannten Amateurbasisleisten kann.

Der Hintergrund: In dem Verein der 1. Kreisklasse in der Nähe von Dresden spielten in der F3-Jugend die siebenjährigen Zwillinge Ricard „Ricky“ und Kendrick „Kenny“. In der Schule stellt ein Lehrer im Laufe der Zeit besorgt und mahnend bei Ricky fest: „Es ist, als ob er sich zurückentwickelt.“

Im Krankenhaus die niederschmetternde Diagnose. Beide leiden an X-ALD (Adrenoleukodystrophie), einer seltenen und lebensbedrohlichen Stoffwechsel-Erkrankung. Torsten Rönsch und Thomas Hesse, die beiden Trainer der Nachwuchsmannschaft, schlugen Alarm. Bei Ricky war das Nervensystem schon angegriffen, aber Kenny könnte durch eine Stammzellentransplantation noch geholfen werden.

Für den 14. November 2015 rief der Verein zu einem Spenden- und Registrierungstag auf. 3.747 Menschen kamen. Deutlich mehr, als der SV Pesterwitz sonst bei Heimspielen begrüßen darf. Organisator Hesse: „Für Kenny ist ein Stammzellenspender gefunden worden. Ob er unter unseren Besuchern war, hat die Klinik aus Datenschutzgründen nicht verraten. Aber jedenfalls war es ein bewegender Moment, eine Menschenschlange dieses Ausmaßes vor unserem Vereinsheim zu sehen. Das war für alle in unserem Klub eigentlich unvorstellbar.“

Finanzielle Unterstützung kam auch von Dynamo Dresden, Erzgebirge Aue, Bundesligist 1899 Hoffenheim, anderen Vereine aus der Region sowie von Weltmeister Jérôme Boateng als Botschafter der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei). Auch der Sächsische Fußball-Verband unterstützte die Aktion. Hesse: „Wir haben für Ricky Gott und die Welt in Bewegung gesetzt. Wir haben mit Ärzten in den USA und Spezialisten in Paris telefoniert. Wir testen an ihm Medikamente, die noch im Versuchsstadium sind. Wir geben nicht auf.“

Und was bedeutet in all der Verzweiflung die Sepp-Herberger-Urkunde? Hesse: „Sie ist in einer kleinen Stadt Ausdruck für die Sinnhaftigkeit des Sports, der verbindet, wo Menschen den Menschen helfen. Andererseits frage ich mich: Weshalb bekommen wir einen Preis, wenn wir das Normalste der Welt tun? Wenn die Auszeichnung Folgeaktionen für unser Spendenkonto provoziert, weil die Krankenkassen nicht alle Kosten übernehmen und die Eltern an ihre finanziellen Grenzen gelangen – dann, ja dann ist der Preis sehr schön.“

Text: Rainer Kalb (DFB-Stiftung Sepp Herberger)

Von Soziales Engagement