Sächsische Klubs erhalten DFB-Bonus für herausragende Talentförderung

Alle Nationalspieler haben mal klein angefangen – der DFB fördert sechs sächsische Ausbildungsvereine aktueller Junioren-Nationalspieler mit Bonuszahlungen.

Landestrainer Olaf Kaplick (l.) überreichte Michael Hepner, Abteilungsleiter Fußball des SV Tresenwald/Machern, die Bonuszahlung für Kilian Senkbeil.

Christoph Kutschker (r.) besuchte persönlich den SV Röderau-Bobersen. (R. Dziamski)

Die Karriere großer Spieler beginnt meist nicht gleich bei einem Bundesligaverein, sondern in den kleinen Vereinen ihrer Heimatorte. Diese heißen dann nicht Bayern München sondern SV Lok Nossen, SV Röderau-Bobersen oder BSG Stahl Riesa, und werden für ihre Talentförderung belohnt. 3,2 Millionen Euro hat der DFB im Rahmen seines Bonussystems seit 2006 an die Amateurvereine mit vorbildlicher Talentförderung ausgeschüttet.

Egal ob an der Ostseeküste, am Fuße der Zugspitze oder eben in Sachsen – die Förderung der Jugend ist ein wichtiger Teil der Arbeit an der Basis. Daher ist es dem DFB und dem Sächsischen Fußball-Verband ein wichtiges Anliegen, diese Arbeit zu fördern und zu unterstützen. Ein Mittel dafür ist das Bonussystem für Amateurvereine, mit dessen Hilfe den Heimatvereinen heutiger Junioren-Nationalspieler eine finanzielle Belohnung zukommt.

Einer dieser Vereine ist der SV Tresenwald/Machern aus dem Kreis Muldental/Leipziger Land, der zuletzt von der Bonuszahlung des DFB profitierte. Im August wurde dem Klub von SFV-Landesauswahltrainer Olaf Kaplick ein Scheck in Höhe von 2.200 Euro übergeben. Die Bonuszahlung erhielt Fußball-Abteilungsleiter Michael Hepner für die Ausbildung des heutigen U-Nationalspielers Kilian Senkbeil. Der 18-Jährige hatte in seiner Jugend vier Jahre in Tresenwald gespielt und kam bereits drei Mal für die U17-Nationalmannschaft des DFB zum Einsatz. Inzwischen spielt Senkbeil für RB Leipzig in der A-Junioren-Bundesliga.

„Eine gute Jugendarbeit ist die Zukunft jedes Vereins. Dafür ist eine solche Zahlung für die Heimatvereine natürlich eine große Anerkennung und extrem hilfreich. Es ist toll zu sehen, mit wie viel Stolz die ehemaligen Trainer, Mannschaftskameraden und Vereinsverantwortlichen die Entwicklung ‚ihrer‘ Spieler beobachten“, erklärte Landestrainer Kaplick.

So funktioniert das Bonussystem

Talentförderung fängt schon früh an. Noch bevor junge Talente in die Leistungszentren der Spitzenclubs wechseln, werden sie in Amateurvereinen ausgebildet. 3,2 Millionen Euro hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seit 2006/2007 an diese Vereine an der Basis ausgeschüttet, um sie in dieser wichtigen Arbeit zu unterstützen.

Das Geld wird im Rahmen eines Bonussystems für Amateurvereine als Belohnung ausgezahlt, wenn ein früherer Jungendspieler einen Einsatz in einer der DFB-Junioren-Nationalmannschaft vorweisen kann. So wird allen Amateurvereinen einen Anreiz geschaffen, sich im Bereich der leistungsorientierenden Talentförderung zu engagieren.

Damit auch kein Verein vergessen wird führt der DFB eine umfangreiche Statistik über die eingesetzten Spieler in den U-Nationalmannschaften. Berücksichtigt werden hier Spieler, die mindestens ein offizielles Länderspiel im Bereich der U16-, U17-, U18- oder U19-Junioren bzw. der U17- oder U19-Juniorinnen absolviert haben. Ist ein Spieler erfasst, wird seine Karriere im Jugendbereich überprüft. Berücksichtigt werden im Rahmen der DFB-Bonuszahlungen die Vereine bis zur 3. Liga, die mindestens zwei Jahre an der Ausbildung der späteren U-Nationalspieler/innen beteiligt waren. Klubs der Bundesliga oder 2. Bundesliga sind vom Bonussystem ausgeschlossen.

Ist ein Amateurverein vom DFB erfasst worden, wird die Zahlung des Bonus automatisch veranlasst. Das Geld fließt dann über den Sächsischen Fußball-Verband an den Verein. "Natürlich gibt es Vorgaben, wofür das Geld verwendet werden muss", sagte Kaplick bei der Scheckübergabe an den SV Tresenwald/Machern. Die Bonuszahlung muss demnach für ‚Maßnahmen zur Förderung des Juniorenfußballs‘ verwendet werden – also für Bälle, Trikots, Trainingsutensilien oder ähnliches für die jungen Kicker. Die zweckgebundene Verwendung durch den Verein wird vom SFV kontrolliert. Der Sockelbetrag des Bonussystems liegt aktuell bei einmalig 1200 Euro, die einem Verein für die zweijährige Ausbildung eines Spielers oder einer Spielerin ausgezahlt werden. Für jedes weitere Jahr erhält der Verein weitere 500 Euro.

Sechs sächsische Klubs profitieren

Neben den Tresenwaldern freuten sich in der zurückliegenden Spielzeit 2015/2016 fünf weitere sächsische Vereine über eine Bonuszahlung. So erhielten der SV Lok Nossen (2.200 Euro), die BSG Stahl Riesa (1.700 Euro) und die SG Dynamo Dresden (2.200 Euro) je einen Bonus für die Ausbildung von U19-Nationalkeeper Marcus Schubert. Zudem wurden der 1. FC Lokomotive Leipzig mit 3.700 Euro und der SV Röderau-Bobersen mit 2.200 Euro als Heimatvereine von Fridolin Wagner bzw. Aline Reinkober belohnt.

„Schon im jungen Alter lassen einige Spieler und Spielerinnen bereits großes Talent erkennen. Für die Vereine ist es absolut sinnvoll diesen Jungs und Mädchen den Weg zum Leistungssport zu ebnen und ihnen Möglichkeiten der Förderung aufzuzeigen. Das deutsche Talentfördersystem ist sehr engmaschig, nichtsdestotrotz sind wir auf die Arbeit an der Basis angewiesen. Talentierte Kinder müssen von Beginn an gut trainiert und gefördert werden um frühzeitig gesichtet werden zu können und sich für die DFB-Talentstützpunkte zu empfehlen“, stellt Kaplick die Wichtigkeit der Arbeit im Heimatverein heraus.

Das sieht auch SFV-Vizepräsident Christoph Kutschker so und ergänzt: "Die Bonuszahlungen an die kleinen und mittleren Vereine zeigen, dass Engagement für Talentförderung nicht immer nur kosten muss, sondern von den Verbänden auch finanziell gewürdigt wird. Wir hoffen, dass die Vereine diese unerwarteten Zuschüsse wiederum in ihre Nachwuchsarbeit investieren und damit den nächsten potentiellen Nationalspielern und Nationalspielerinnen zu Gute kommen lassen“. Wie genau die ‚kleinen‘ Klubs ihr Talente fördern können, erklärt der SFV-Jugendausschuss regelmäßig auf sogenannten Regionalkonferenzen. „Dabei wollen wir den Vereinen aufzeigen, welche Möglichkeiten der Talentförderung unser sächsisches Fördersystem bietet. Es gibt zahlreiche Anreize Talente auf ihrem Weg zum leistungsorientierten Fußball zu begleiten, eine davon sind sicher auch die jetzt überreichten Bonuszahlungen“, so Kutschker weiter.

Fest steht also, dass sich die Arbeit im Jugendbereich für Amateurvereine neben der sozialen Komponente auch finanziell lohnen kann. Der DFB unterstützt seine Basis durch sein Bonussystem und die Ausbildungsentschädigung großzügig. Und davon profitieren nicht nur die Vereine, sondern in erster Linie die wichtigsten Akteure im Fußball: die Spieler.

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