Leipziger Schiedsrichter beim CONIFA World-Cup

Der CONIFA World-Football-Cup in London ist die Weltmeisterschaft der nicht anerkannten Staaten und Regionen. Leon-Phillip Dastych, Schiedsrichter aus Leipzig, war beim CONIFA World-Cup in London. Ein Erfahrungsbericht.

Das Schiedsrichterkollektiv um Leon-Phillip Dastych in London.

Internationale Spiele zu leiten ist wohl ein Traum für jeden Schiedsrichter unterhalb der Bundesliga. Nur die Wenigsten bekommen dafür in ihrer Schiedsrichter-Karriere die Chance. Einem glücklichen Umstand geschuldet, konnte ich im Zeitraum vom 31. Mai bis 9. Juni 2018 als Schiedsrichter bei der Confederation of Football e.V. am „CONIFA World-Football-Cup“ in London teilnehmen.

Dabei handelt es sich um die Weltmeisterschaft der nicht anerkannten Staaten und Regionen sowie Minderheiten. Als wohl bekanntestes Team dieses Turniers kann hier die Nationalmannschaft von Tibet genannt werden. Weitere Mannschaften kamen aus Nordamerika/Kanada (Cascadia), Norditalien (Padania), einer kleinen Inselgruppe im pazifischen Ozean (Tuvalu), sowie aus dem Süden Simbabwes (Matabeland).  Das Teilnehmerfeld bestand insgesamt aus 16 Mannschaften. Was mich am meisten erstaunt hat, war die hohe spielerische Qualität der Teams. So wurden zum Beispiel die United Koreans of Japan durch einen ehemaligen Profispieler trainiert, der an der WM 2010 für Nordkorea teilgenommen hat und bei Cascadia ein aktueller MLS Profi-Spieler seine Schuhe schnürte. Auch die anderen Teams bestanden zum Großteil aus Spielern der 1. bis 4. Liga des jeweiligen Landes.

Gemeinsam mit Ivan Mrkalj aus Köln (2.v.l. - Oberliga), sowie Martin Heiland (r. - KL A) und Wilhelm Gürtler (l. - 1.KK) aus dem FVSL bildete ich das CoF Team 1. Martin und Wilhelm waren als Assistenten im Einsatz, während Ivan und ich uns je Spiel als Schiedsrichter bzw. 4.Offizieller abwechselten. Eine besondere Herausforderung bestand für uns als Schiedsrichter-Team darin, dass die Kommunikation mit allen Spielern und Team-Verantwortlichen ausschließlich in Englisch möglich war. Das dies an der einen oder anderen Stelle nicht immer perfekt lief, lag jedoch teilweise auch an Spielern, welche des Englischen nicht mächtig waren. Besonders spannend war für mich auch die Kommunikation via Headset im SR-Team.

Meine erste Spielleitung war die Begegnung zwischen „United Koreans in Japan“ und „Kabylia“ im Rahmen der Vorrunde der Gruppe D. Es war ein anspruchsvolles Spiel, welches allerdings durch zwei schwere Kopfverletzungen überschattet wurde. Das positive Feedback des Schiedsrichter Managers der CONIFA für unser Team geriet dadurch in den Hintergrund. Weitere Spiele dieses Turniers unter meiner Leitung waren die Begegnungen: Tuvalu - United Koreans of Japan / Tamil Eelam - Tuvalu / Barawa - Western Armenia.

Nach jedem Spieltag gab es im Rahmen des Referee-Meetings die Möglichkeiten, sich über die Spiele, Taktiken sowie Auffälligkeiten der Mannschaften auszutauschen. Zusätzlich dazu nutzten wir als Team die aufgezeichneten Streams um unsere Zusammenarbeit von Spiel zu Spiel zu verbessern. Eine weitere Besonderheit dieses Turnieres war, dass alle Teams, inklusive der CONIFA-Offiziellen und Schiedsrichter im gleichen Hotel untergebracht waren. Dadurch konnte ich viele interessante Menschen aus allen Ecken dieser Welt kennenlernen. Vor allem die Abendstunden nach und zwischen den Turniertagen waren geprägt von spannenden, witzigen und auch manchmal traurigen Geschichten aus Regionen dieser Erde, deren Namen ich vorher noch nie gehört hatte.

An den spielfreien Tagen nutzten wir die Möglichkeiten, die Stadt London und ihre Sehenswürdigkeiten ausgiebig zu erkunden. Auch wenn 6 Spiele in 10 Tagen enorm anspruchsvoll sind, so habe ich mich doch sehr gefreut, an einem Turnier dieser Größenordnung teilnehmen zu können. Alles in allem war es ein wunderbares Turnier, bei dem sich sicherlich das ein oder andere zu verbessern gibt. Wenn man jedoch berücksichtigt, dass alle Offiziellen der CONIFA dieses Turnier ehrenamtlich organisiert & durchgeführt haben, war es ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werden.

[Leon-Phillip Dastych]

Von Querpass